Eine Jahrtausende alte Tradition
Während die Pilzzucht in Europa (mit Ausnahme des Champignons) noch relativ jung ist, gibt es aus Japan und China Aufzeichnungen, die auf Anbauversuche von Shiitake (Lentinula Edodes) und Judasohren (Auricularia) auf Holzstämmen vor knapp 2000 Jahren hinweisen.
Die ersten konkreten Anleitungen, wie man Pilze züchtet, hat im Jahr 1245 der Chinese Chen Yen-Yu veröffentlicht. In seinem Werk hat er die Entwicklung, Morphologie, saisonalen Einflüsse sowie Zucht-, Ernte- und Zubereitungsmethoden für 15 verschiedene Arten von Pilzen beschrieben.
Den ersten Hinweis auf eine Pilzzucht in größerem Umfang gibt es aus dem Jahr 1313. Der chinesische Mönch Wang Zeng beschreibt in mehreren Details, wie er Shiitake-Pilze auf Holzstämmen züchtet. Für einen anderen Mönch, Wu San Kwung, wurde sogar ein Tempel errichtet. Dieser hat entdeckt, dass die Holzstämme, auf denen die Pilze wachsen, nach der ersten Ernte geschlagen werden sollten. Durch die Erschütterung fruchten die Pilze ein weiteres Mal.
Ein weiterer Pilz, der in Asien bereits seit hunderten von Jahren gezüchtet wird, ist der Reisstrohpilz (Volvariella volvacea). Für die Zucht wurden große Haufen von Reisstroh zum Fermentieren aufgeschichtet. Durch natürlichen Anflug von Sporen haben sich Pilze darin angesiedelt, die in weiterer Folge geerntet werden konnten.
Aus dem alten Rom sind die ersten europäischen Zuchtversuche bekannt, die zeigen, dass bereits beschränktes Wissen über die Wachstumsbedingungen von Pilzen vorhanden war, die jedoch keinen Erfolg hatten. Dabei wurden Stämme, die bereits mit Myzel des Pioppino (Agrocybe aegerita) durchwachsen waren mit Erde bedeckt, um die Feuchtigkeit im Holz zu erhalten.
Die Pilzzucht in Europa
Die ersten erfolgreichen Zuchtversuche in Europa finden wir erst im Jahr 1707 für den Champignon (Agaricus bisporus) in Frankreich. Hier wurde kompostierter Pferdemist, der bereits durch aus der Luft aufgenommene Sporen mit Myzel besiedelt war, mit weiterem kompostiertem Pferdemist durchmischt, um so den Pilz weiter wachsen zu lassen. Die von Tournefort beschriebenen Methoden gleichen in groben Zügen der Weise, wie in Europa auch heute noch Champignons gezüchtet werden. Während die Pilze anfangs an der freien Luft gezüchtet wurden, hat der französische Gärtner Chambry im Jahr 1810 zum ersten Mal unterirische Tunnel für die Zucht gewählt. Die konstante Temperatur unter der Erde hat eine Zucht über das ganze Jahr hinweg ermöglicht. Weitere wichtige Fortschritte machte der Brite Callow, der Champignons in beheizten Räumen züchtete.
Die nächsten Entwicklungen folgten Ende des 19. Jahrhunderts. In Frankreich wurden Methoden zur einfacheren Züchtung von Pilzbrut entwickelt, der Amerikaner Duggar entdeckte, wie Zuchtstämme mithilfe der Gewebekultur geklont werden können und in Japan entwickelten Wissenschaftler Methoden um Baumstämme mit Shiitake-Myzel zu beimpfen.
Etwas später wurden in Deutschland die ersten Austernpilze gezüchtet. Während des ersten Weltkrieges wurden die Pilze auf Baumstämmen gezüchtet und sollten als Ersatz für das in Kriegszeiten schwer erhältliche Fleisch dienen.
Die Champignon-Produktion in Europa erlebte einen regelrechten Boom nach dem zweiten Weltkrieg. Damals war Pilzbrut plötzlich relativ einfach und günstig in verschiedenen Ländern erhältlich.
Pilzzuchten in großem Umfang gibt es heutzutage in Asien (China, Korea, Japan, Malaysien, Indonesien, Thailand, Indien), Europa, Russland, Nord- und Südamerika (USA, Kanada, Brasilien) sowie Australien.
Quellen:
Edible and Medicinal Mushrooms – Diego Cunha Zied & Arturo Prado-Gimenez (2017)
Mushroom Cultivation IV – Peter Oei (2018)
Growing Gourmet and Medicinal Mushrooms – Paul Stamets (2000)